Guten Morgen Barbarossaplatz

Wohnen + Plus


Wohnen, Gemeinschaft und Infrastruktur findet abhängig vom Kontext und Verdichtung statt. In dörflichen Gefüge sind Gebäude speziell auf ihre Nutzung abgestimmt und monofunktional, während vergleichsweise in sehr urbanen Gefüge ein Gebäude sowohl Wohnen, Gemeinschaft als auch städtische Infrastruktur flexibel bedienen kann. Um besser heraus stellen zu können, welche Anforderungen ein Wohngebäude zusätzlich leisten kann ist die Einordnung in den städtischen Kontext und eine großzügige Umfeldanalyse wichtig. So lässt sich ein angemessenes Maß an Nahversorgungs- und Quartiersnutzungen ermitteln, welches die Wohnnutzung durch einen allgemeinen Mehrwert bereichern kann.


Die potenziellen Nutzungen lassen sich nicht pauschal kategorisieren, da sie oft in Abhängigkeit oder Wechselwirkung mit dem Standort oder Nutzern stehen und so unterschiedliche Analysen erfordern.

Eine Nutzeranalyse bezieht sich auf ein oder wenige Individuen und deren speziellen Bedürfnissen. Hier raus lassen sich also Schlüsse für Wohnstrukturen ermitteln.

Die Umfeldanalyse beschäftigt sich hingegen mit den kollektiven Interessen. Hier werden Themen der Nahversorgung und Infrastruktur behandelt und das Stadtklima steht im Fokus.


Der Barbarossaplatz liegt im Südviertel der Stadt Aachen und gehört zum Stadtbezirk Hangeweiher, der Stadtkern liegt ca. 1,75km entfernt. Das Viertel ist geprägt von großzügigen Grünflächen. Neben Sonderbauten wie Krankenhäusern, Seniorenheimen, Bildungseinrichtungen, Studierendenwohnheimen und Kindergärten zeigt sich die Wohnbebauung sowohl im Geschosswohnungsbau als auch in freistehenden Einfamilienhäusern. Das Angebot an Nahversorgung sowohl für den täglichen Bedarf als auch medizinisch ist sehr gut. Vereinzelt tauchen Restaurants, Dienstleister und Einzelhandel im Quartiersbild auf.


Anders als der Name vermuten lässt ist der Barbarossaplatz weder eine Platzanlage, noch ein Ort zum Verweilen. Hier befindet sich eine Grünfläche, deren einzige Qualität die große Sickerfläche und ein schöner Baumbestand ist. Das Plangebiet wird von verschieden stark befahrenen Straßen eingerahmt und zerschnitten, die Anwohner nutzen den Bereich lediglich um Ihre Kraftfahrzeuge abzustellen.

Interessant ist der Gebaute Kontext, der das Plangebiet umgibt. Hier stoßen Geschosswohnungsbau in Form von Blockrandbebauung, freistehende Einfamilienhäuser und Sonderbauten in verschiedenen Geschossigkeiten aufeinander. Die Qualität dieser Freianlage wird den Ansprüchen der Lage und den potenziellen Nutzern nicht gerecht. Es gilt ein angemessenes Konzept zu entwickeln, welches dem gesamten Quartier einen qualitativen Mehrwert beisteuert. Dabei müssen Fragen, nach einer angemessenen Verdichtung, zum Gemeinschaftswesen und zur Nachhaltigkeit beantwortet werden.


Zunächst wird das Plangebiet zusammengeschlossen und um einen Baukörper ergänzt. Damit sich der Baukörper in die Gebaute Umgebung einfügt wird dieser Baukörper durch verschiedene Achsen, wie zum Beispiel die Inszenierung der Heilig Geist Kirche, Bestandsgebäude und Bewegungsachsen, zerschnitten. So entsteht zwischen den Gebäuden eine Platzanlage, welche durch das Aufständern eines Gebäudes bis zu den Fassaden der Bestandsgebäude vergrößert wird.

Die räumliche Fassung des Platzes übernehmen nun die Bestandsgebäude Barbarossaplatz 1 -3, Weberstr. 42, Körnerstr.25, das Baudenkmal der Heilig Geist Kirche (Hohenstaufenallee 44), Hohenstaufenallee 43 und einer der neuen Komplex. Die Gebäude unterscheiden sich in ihrer Geschossigkeit, sind in ihrer Gesamtform aber zugehörig ablesbar.

Das richtige Maß.

Für eine resiliente Stadtentwicklung muss das Maß an Dichte neu bemessen werden!

Gemeinsam sind wir stark!

Die Nachbarschaft als Gemeinschaft erkennen und stärken!

Multifunktionalität und Flexibilität.

Um die Lebensdauer von Gebäuden zu erhöhen müssen Strukturen flexibel geplant und multifunktional bespielbar sein.

Nachhaltig in die Zukunft!

Gebaute Lebensräume müssen ganzheitlich geplant werden!

Alles im Grünen Bereich?

Freiräume dürfen kein Luxus sein!


Bei der Materialwahl haben verschiedene Faktoren wie Stabilität, Nachhaltigkeit und Effizienz mitgewirkt.

Die tragenden Bauteile sind aus Stahl und recycelten Beton gefertigt und werden zur Verdeutlichung sichtbar gelassen. Das Fassadenmaterial Kork erfüllt Ansprüche der Wärmedämmung und übernimmt den Schutz der Konstruktion vor Umwelteinflüssen. Zusätzlich ist dieses Material besonders umweltfreundlich.

Die südlich ausgerichteten Fassaden erhalten vorgesetzte Drehelemente, welche aus Photovoltaikanlagen bestehen. So können die innenliegenden Räume verschattet werden und als positiver Nebeneffekt wird so auf einer großen Fläche Strom für das Gebäude und den Platz erzeugt.

Ein überhöhter Dachaufbau der je am höchsten liegenden Gebäudeteile ermöglicht eine intensive Dachbegrünung an den Hochpunkten und steuert so zum sommerlichen Wärmeschutz bei.

Durch verschieden große und verstreut angeordnete Beete wird der Platz aufgelockert und das anfallende Regenwasser aufgefangen.

Am Rande des Plangebiets wird eine Unterflurcontaineranlage für gängige Abfallstoffe geplant. Bioabfälle werden auf dem Kompost zugehörig zum Dachgarten entsorgt und wieder verwertet.


Insgesamt beantwortet dieser Entwurf verschiedene Bedürfnisse sowohl für die zukünftigen Bewohner als auch für das Quartier, sodass sich eine Mischung von privaten, halbprivaten und öffentlichen Nutzungen ergibt. Die Erdgeschosse mit öffentlichen Nutzungen sind überhöht und durch Stützen und eine transparente Gestaltung ablesbar. Hier finden sich eine Quartiersbibliothek mit Arbeits-und Lernplätzen, ein Reparaturcafé und im Freibereich ein Skaterpark und Sitzmöglichkeiten. Der Gebäudeteil, welcher das private Wohnen beherbergt, zeigt sich durch eine Lochfassade. Verschieden hohe Brüstungen machen die inneren Nutzungen von außen ablesbar. Die Dachflächen werden durch einen öffentlichen Streetballplatz und durch halbprivate gemeinschaftliche Dachterrassen und einen Dachgarten bespielt.

Ein Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Wohntypologien - wie lässt sich das Zusammenleben und das individuelle Wohnen kombinieren, sodass ein Zusammenspiel entsteht? Konstante Anforderungen an eine in sich funktionierende Wohnung bestehen aus ‘Wohnen, Schlafen und Waschen‘ und werden durch permanente, der Gemeinschaft dienlichen Nutzungen ergänzt. Diese Konstanten werden um multifunktional bespielbare Räume ergänzt. Diese Optionsräume können sowohl zu einer Wohnung dazugeschaltet werden, als auch von der Hausgemeinschaft gewünschte Funktionen übernehmen. Durch das flexible Zuschalten ist gewährleistet, dass auf verschiedene Lebensereignisse reagiert werden kann.

MA Thesis

Luisa Wierz