Haus am Deich+

Erweiterung des alten Pumpenhauses in Kaiserswerth


Die "Alte Pumpstation" in Düsseldorf-Kaiserswerth fristet ein trauriges Dasein. Das einstmals stolze Industriedenkmal wurde im Laufe der Jahre um seine Funktion, seinen Charakter und seine strukturelle Integrität gebracht. Nach etlichen Umbauten ist das Gebäude seit 1997 nicht mehr in Betrieb. Dem Schicksal des Abbruchs ist es Ende des 20. Jahrhunderts nur durch die Eintragung in die Denkmalliste entkommen. Seither wartet das Gebäude auf eine neue Nutzung während der Zahn der Zeit an der Gebäudestruktur nagt: das Gebäude zeigt zunehmend Verfallserscheinungen und wurde vermehrt Opfer von Vandalismus. Ziel ist die Aktivierung und Aufwertung der alten Struktur mit einer Nutzung, die angemessen und dauerhaft den Gebäudecharakter stärkt und in die Zukunft überführt. Ankerpunkt der Nutzung soll die Ausstellung des Kaiserswerther Plattbodenschiffs sein. Zentraler Punkt vieler baukultureller Diskussionen ist zudem der Umgang mit der historischen Substanz, der Wiederherstellung verlorener Bauzustände, sowie der Sichtbarmachung von Zeitspuren.







Das neue Museum „Haus am Deich+“ setzt sich aus dem Bestandsgebäude, dem alten Pumpenhaus von Kaiserswerth, und dem Anbau in Form einer Addition zusammen. Die Kubatur und Öffnungen des Bestands werden in der Addition aufgenommen, setzen sich jedoch stark vereinfacht ab, sodass eine eindeutige Ablesbarkeit von Bestand und Neubau gewährleistet ist. Das Untergeschoss schiebt sich zusätzlich in den Deich hinein um so einen geschützten Ausstellungsraum für das Plattbodenschiff zu schaffen.


Das rotbraune Bestandsmauerwerk wird freigelegt und die durch vorherige Sanierungen verloren gegangenen Treppengiebel werden nachempfunden und wie "Krönchen" auf den Bestand gesetzt. Alle Ergänzungen werden in Cortenstahl abgebildet, sodass eine klare Ablesbarkeit von Bestand und Neubau gegeben ist.


Das "Haus am Deich+" dient als Ausstellungsfläche für ein Plattbodenschiff und schafft Raum für maximal 50 Besucher. Die Organisation funktioniert über einen Rundweg, der im Bestandsgebäude beginnt. Einen visuellen und akustischen Einstieg in die Thematik erhält man im Kino, welches sich im ersten Untergeschoss des Bestandgebäudes befindet. Von hier aus erfährt der Besucher das Schiff im anschließenden Neubau auf Augenhöhe. Von hier aus gelangt man auf das Podest, von dem aus das Schiff von oben begutachtet werden kann. Den Abschluss macht ein Multifunktionsraum, der sich im Bestand über dem Kino positioniert. Hier können Besuchergruppen unterrichtet und Vorträge gehalten werden.


Der behutsame Umgang mit dem Bestand zeigt sich auch in der Raumverteilung. Während sich der Neubau auf die für die Ausstellung nötigen Flächen fokussiert, wickelt der Bestand alle anderen nötigen Funktionen ab. Er ist sowohl Basis für den Entwurf als auch für die Nutzung.

3. MA Semester

Bauen im Bestand

Julia Krings, Luisa Wierz